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Summa summarum ist der Rappen die Währung

Wieder einmal muss die Buchhaltung für Kleinlichkeit und Kleingeisterei herhalten.

NZZ-Autorin Angelika Hardegger schreibt in ihrem NZZ Beitrag vom 6. Mai 2021 (S. 17): «Die Schweiz politisiert wie ein Volk von Buchhaltern.» Im Abstimmungskampf zum 13. Juni debattiere die Schweiz wenig, sondern rechne.

Wer mit der Nase im Kassabuch stecke, könne nie das grosse Ganze sehen. «Überall wird beziffert, berechnet und bilanziert. Aber jede Buchhaltung wird nach einem Jahr geschlossen. So simpel kann es nicht sein», schreibt Frau Hardegger.

So simpel kann es in der Tat nicht sein: Auch in der Buchhaltung und der Rechnungslegung stellt sich nach einem Jahr (und nicht nur dann) die keineswegs einfache Frage: «Wie kann man denn abschliessen, solange man mitten im Leben steht?» (Wilhelm Rieger, Einführung in die Privatwirtschaftslehre, Nürnberg 1928). Gemeint ist die bis heute ungelöste Grundfrage der Rechnungslegung, nämlich wie man ein Ergebnis ermitteln kann, obwohl viele Investitionen gerade erst begonnen haben und alles noch schwebt.

Konkret zur Aktualität: Alle sind gegen Klimaerwärmung. Darüber, wie man sie bekämpft, streiten sich Wissenschaft und Politik. Notwendig ist dabei die Bewertung von Alternativen. Bewerten heisst aber Vergleichen, was im Beitrag von Angelika Hardegger unterbleibt. Im Gegenteil, die derzeit geführte Diskussion über Alternativen wird von ihr harsch kritisiert: «Doch die Schweiz geht ihren eigenen Weg. Sie streitet: Wer profitiert? Wer bezahlt?» Die Schweiz streitet zu Recht. So unterstützt etwa Reiner Eichenberger, Ökonomieprofessor an der Universität Freiburg, eine Klimapolitik, die in der Umweltökonomie schon lange diskutiert wird: die Besteuerung aller Emissionen von Treibhausgasen von bis zu 70 Franken pro Tonne CO2. Im Gegenzug kann die Mehrwertsteuer entsprechend gesenkt werden (statt einer wie im CO2-Gesetz vorgesehenen systemfremden und absurden Rückerstattung über die Krankenkassen).

Das Abwägen von Nutzen und Kosten alternativer Handlungsmöglichkeiten als kleinkariertes Buchhalterdenken abzutun, wird weder der aktuellen klimapolitischen Diskussion noch dem ehrenwerten Berufsstand der Buchhalter*innen (besser: Expertinnen und Experten in Rechnungslegung und Controlling) gerecht.

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